Ein modernes Lichtspiel
Auf der Durchgangsstrasse einer ehemaligen Färberei in Zofingen erstrahlt eine beeindruckende Lichtinstallation, die Kunst und Funktion vereint.
Am 1. Juli nahm in den Walliser Alpen eines der leistungsstärkten Pumpspeicherkraftwerke Europas seinen Betrieb auf. Am Bau von «Nant de Drance», einem Gemeinschaftswerk von Alpiq, SBB, IWB und FMV, war Kummler+Matter EVT AG, Tochtergesellschaft von Bouygues Energies & Services in der Schweiz als Totalunternehmerin während rund 8 Jahren entscheidend beteiligt.
Die Abhängigkeit in Energiefragen von fossilen Energieträgern ist strategisch riskant, wie uns die Gegenwart schmerzlich lehrt. Umso gefragter sind Technologien, die eine autarke Energieerzeugung gewährleisten und insbesondere bei Spitzenlasten zur Stabilisierung der hiesigen Energieversorgung beitragen können. Eine gewichtige Rolle spielen dabei Umwälzwerke und Pumpspeicherkraftwerke, welche Energie bei hoher Nachfrage zur Verfügung stellen, in nachfrageschwachen Zeiten indessen überzählige Energie – etwa aus Photovoltaikanlagen – in grossem Umfang speichern können.
Der Baubeginn des Pumpspeicherkraftwerks Nant de Drance hoch über Martigny in unmittelbarer Nähe zur französischen Grenze und dem Mont-Blanc-Massiv liegt bereits 14 Jahre zurück. Um die Speicherkapazität der Anlage auf 25 Mio. m3 zu verdoppeln, musste zunächst die Staumauer des oberen Lac du Vieux-Émosson um 21.5 m erhöht werden. Zudem wurden in beiden Stauseen Ein- und Auslaufstollen errichtet und 17 Kilometer Stollen gegraben. Das Herz des Kraftwerks bildet eine Kaverne, die 600m unterhalb der Erdoberfläche zwischen den beiden Stauseen liegt. In ihr stehen sechs grossen Pumpturbinen mit einer Leistung von je 150 MW, welche einerseits Wasser aus dem unteren See hochheben, andererseits als Turbinen beim Ablass des oberen Sees Strom erzeugen können. Weniger als 5 Minuten benötigt die Anlage, um aus dem Vollast-Pumpbetrieb in den Volllast-Turbinenbetrieb zu wechseln.
Als Totalunternehmerin war Kummler+Matter EVT im wegweisenden Projekt für die komplette Energieverteilung im Tunnelsystem und in den Kavernen zuständig. Dies umfasste einerseits die Verteilung der Mittel- und Niederspannung inklusive der Verkabelung sämtlicher Maschinen und Komponenten als auch USV-Anlagen, welche Spannungsveränderungen ausgleichen, Transformatoren sowie Prozessleitsysteme für die Stromversorgung. Darüber hinaus erhielt Kummler+Matter EVT den Auftrag, Lüftungs- und Kühlungssysteme sowie Infrastrukturanlagen in der Kraftwerkanlage zu installieren. Dieses Los umfasste neben der Errichtung eines globalen Ventilationssystems in den Tunneln und Kavernen unter anderem die Kühlung der relevanten Räumlichkeiten, Elektroinstallationen für Beleuchtung, Brandmeldeanlagen, IT-Netzwerke sowie Ortungssysteme. Teil des Auftrags waren zudem die Errichtung Brandabschlusstüren sowie Sanitärinstallationen.
Rund acht Jahre waren die Experten von Kummler+Matter EVT auf der Grossbaustelle am namensgebenden Bergbach Nant de Drance auf rund 2000 m ü. M. engagiert. Eine vielfältige und äusserst anspruchsvolle Herausforderung, gerade auch wegen der engen Platzverhältnisse vor Ort. Der Untertagebau in 600m Tiefe bedeutete einen enormen logistischen Aufwand für das Team um Projektleiter Tariq Chaudri, auch weil sich die Gesamtlänge der Tunnelsysteme auf über 17km beläuft: «Die extremen Verhältnisse im Gebirge mit viel Schnee in den Wintermonaten gestalteten das Projekt zusätzlich anspruchsvoll. Zumal ein Grossteil des Projektbeteiligten vor Ort übernachteten», erklärt er. «Das Projekt war geprägt von einer einvernehmlichen und synergetischen Zusammenarbeit aller beteiligten Unternehmen und wurde dementsprechend zielstrebig zum Abschluss geführt», ergänzt Tariq Chaudri.
Mit Aufnahme des Kraftwerkbetriebs am 1. Juli 2022 endet für Kummler+Matter EVT ein spannendes, anspruchsvolles Projekt, das sämtlichen Kompetenzen des Unternehmens von der Planung bis zur Ausführung elektrotechnischer Anlagen abforderte. Einmal mehr konnte das traditionsreiche Schweizer Unternehmen sein grosses Know-how im Rahmen komplexer Projekte mit langer Laufzeit unter Beweis stellen.
Dank den flexibel einsetzbaren Maschinengruppen vermag das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance Schwankungen infolge unregelmässiger Stromproduktionen aus Wind- und Photovoltaikanlagen auszugleichen und ein Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und Stromverbraucht herzustellen. Mit einer Leistung von 900 MW und einer Speicherkapazität von rund 20 Millionen kWh leistet das Pumpspeicherkraftwerk Nant de Drance einen substanziellen Beitrag zur Netzstabilität in der Schweiz und in Europa und trägt wesentlich zur Energiesicherheit hierzulande bei.